Verein für Heimat und Brauchtum Deesem e.V.
Polaroidfoto Julianenstollen
Reisszwecken

Alte Bergwerke


Piktogramm Bergwerke Zur Geschichte des Bergbaus in der näheren und weiteren Umgebung gibt es reichlich Literatur sowohl im Internet als auch in gedruckter Form. Wer sich näher mit diesem Thema befassen möchte, für den sind zwei Publikationen lesenswert: als Übersicht über den Bergbau im Rhein-Sieg-Kreis das Buch „Von Wasserkunst und Pingen“ (erschienen 2005 im Rheinlandia Verlag, dort noch antiquarisch zu beziehen; Stand Mai 2012)3, sowie „Stollen, Schlägel, Schächte“8 von M. Gechter und A. Seemann von 1995 (beim Heimat- und Kulturverein Breidt), in dem die Montanarchäologie im Wenigerbachtal beschrieben wird. In dieser Schrift wird insbesondere Walpot in einer Ausführlichkeit dargestellt, wie es hier an dieser Stelle nicht möglich wäre.

Grube Walpot 2011 vor dem Zumauern des Mundloches

Grube Walpot 2011 vor dem Zumauern des Mundloches

Foto: Frank Bornmann

Im Folgenden geht es hauptsächlich um das Deesemer Bergwerk Walpot (50°51'39''N 7°16'47''E). Andere Gruben werden nur kurz erwähnt, weil nur wenige Informationen hierzu zu finden sind, und weil die meisten nur als Sondierungen ohne nennenswerte Förderungen entstanden.15

Wann mit dem Bergbau in Deesem begonnen wurde, läßt sich nicht feststellen. Die hier überall vorhandenen Pingen weisen jedenfalls ein beträchtliches Alter auf.12,17
In der weiteren Umgebung, auf dem Lüderich bei Rösrath, ist Bergbau schon in römischer Zeit nachgewiesen,6,7 und an der Silbergrube Penny bei Seelscheid wurden Scherben des 8. bis 10. Jahrhunderts gefunden.6,18,19

Der Bergbau bei Deesem wurde jedenfalls nicht durchgängig betrieben, sondern mit längeren Unterbrechungen. Die Blütezeit lag zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert, sächsische Fachleute waren maßgeblich daran beteiligt.6,12 Wahrscheinlich kam er während des Dreißigjährigen Krieges zum Erliegen, und auch um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert gab es eine lange Ruhephase.
Die letzte Betriebsperiode um die Mitte des 19. Jahrhunderts ist relativ gut dokumentiert, während aus den Zeiten davor nur wenige schriftliche Nachweise überliefert sind.
Schlacke, gefunden in der Nähe der ehemaligen Schmelzhütte

Schlacke, gefunden in der Nähe der ehemaligen Schmelzhütte

Foto: Gerd Schäfer

In den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde im Wenigerbachtal systematisch nach Relikten alter Bergbautätigkeit gesucht, dabei wurde auch die Grube Walpot bei Deesem freigelegt und untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse förderten Erstaunliches zutage:6,17 Demnach begann hier im 16. und 17. Jahrhundert ein verstärkter Kupferbergbau. Auf beiden Seiten des Baches wurde in mehreren Gruben Kupfererz abgebaut, das dann in einer Schmelzhütte vor Ort aufbereitet wurde.6
Eines dieser Bergwerke - erst ab 1854 wird es Walpot genannt - existierte mindestens schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts, zunächst bestehend aus drei kleineren voneinander unabhängigen Gruben, die später durch einen Tiefstollen zu einem einzigen Bergwerk verbunden wurden. Dieser „Wasserlösungsstollen“ wurde noch vor dem Dreißigjährigen Krieg angelegt. Die Verhüttung kann aufgrund von Keramikmaterial in das späte 16. Jahrhundert datiert werden.
Vermutlich ruhte der Grubenbetrieb während des Dreißigjährigen Krieges, wurde allerdings irgendwann vor 1669 wieder aufgenommen.

Kartendetail Hüwelswiese am Pochwerk

Kartendetail Hüwelswiese am Pochwerk

Foto: Gerd Schäfer

Um 1700 war neben der Kupferhütte auch ein Pochwerk in Betrieb, von dem bis vor einigen Jahren noch die Grundmauern erhalten waren. Die Grundfläche betrug 30 x 9 Meter. Angetrieben wurde das Pochwerk vermutlich mit Wasserkraft. Am Hang des Baches sind ohne Schwierigkeiten noch zwei Gräben zu erkennen, mit denen etliche hundert Meter talaufwärts der Wenigerbach angezapft wurde. 1,6,8,17,18

Die Hauptbetriebsphase dieser Grube und der benachbarten Grube Wolter-Plettenberg dürfte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelegen haben.6 Zu dieser Zeit arbeiteten auch die Aufbereitungsanlage und die Hütte. Der Steiger, der gleichzeitig auch Hüttenmeister war, wohnte vielleicht neben der Schmelzhütte im Gronenthaler Hof, einer Anlage aus drei Gebäuden, die in den Karten des 19. Jahrhunderts eingetragen ist und von der sich heute noch Grundmauern im Gelände finden lassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Gronenthaler Hof abgerissen.8

Leider gibt es nur wenige schriftliche Hinweise auf den Bergbau vor 1800.
In Grubenakten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, als man im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs daran ging, alte Gruben wieder zu eröffnen und Erzgänge erneut auszubeuten, finden sich häufig Vermerke, dass man bei den Arbeiten immer wieder auf „Alte Männer“, also alte Stollen, stieß, sowohl auf Walpot als auch Wolter-Plettenberg.1,17,18
Mehrere Bergwerke werden in Urkunden des 18. Jahrhunderts genannt, u.a. 1750 das „Grefenfelder Kupferbergwerk“ 5 im Kirchspiel Lohmar.8 Als einige dieser Gruben im 19. Jahrhundert wieder in Betrieb genommen wurden, erhielten sie andere Namen, was die Zuordnung zu den alten Bergwerken erschwert.8
Das Grefenfelder Bergwerk taucht zwischen 1720 und 1740 in Oberbergamtsprotokollen und Bergzehntakten unter verschiedenen Schreibweisen auf: Grevenfelder, Grefenfelder, Grewenfelder und Greberwelder Bergwerk.8
Vermutlich handelt es sich bei diesem Grefenfelder Kupferbergwerk und der im Wahlscheider Kirchenbuch erwähnten Gräberfelder Hütte, Gaeberfelder Berg, Deesemer Hütte, dem Deesemer Bergwerk und der Grube Walpot um ein und dasselbe Bergwerk.11

Auch manche Flurnamen in alten Karten weisen auf den frühen Bergbau hin: im Deesemer Urkataster von 1824 sowie den Urrissen erscheinen die Bezeichnungen „In der Hüwelwiese am Pochwerk“, „Im Koffersiefen“, „In den Steinrutschwiesen“ sowie „Im verbrannten Berg“ an der Stelle, wo die Schmelzhütte lag. Dieser letzte Name hängt vielleicht mit der damals betriebenen Haubergwirtschaft zusammen und läßt vermuten, dass das Wenigerbachtal zur Zeit der Erzverhüttung ein völliges anderes Bild geboten hat, als wir es heute gewohnt sind: kahle und baumlose Hänge. Weitere, inzwischen verschwundene, Flurnamen finden sich noch früher im Rentbuch der Birker Marienbruderschaft und im Breidter Schlichtbuch von 1796.

Urkunde über Klockners Wiese

Urkunde über "Klockners Wiese"

Foto: Jo Schäfer

Im Rentbuch von 1538 der Birker Marienbruderschaft stiften „hennes van deißmes“ und „elsa syn steiffmoder“ (Hennes aus Deesem und Elsa seine Stiefmutter) eine Wiese zwischen Deesem und Wahlen, genannt „Klockners Wees“, vielleicht ein Hinweis darauf, dass in der Nähe Erz für die Kirchenglocke gefördert wurde. Die Klöcknerswiese am linken Ufer des Wenigerbaches gehörte noch im 19. Jahrhundert der Kapellengemeinde Birk. Möglicherweise ist sie identisch mit einer Parzelle, die im Urriss als "Kirchwiese" bezeichnet wird.4,10,16
Ferner sind im Breidter Schlichtbuch von 1776 bis 1810 die Flurnamen "An der Schmeltzhütte" und „Im Koffersiefen“ verzeichnet. Die Bezeichnung „busch im Verbrannttenberg“ erscheint sogar mehrfach. 14,21

Kartenausschnitt: im verbrannten Berg

Kartenausschnitt: Im verbrannten Berg

Foto: Gerd Schäfer

Der früheste schriftliche Beweis für Bergleute aus Deesem stammt aus dem Jahr 1669. 18 Im Kirchenbuch der evangelischen Gemeinde Wahlscheid sind mehrere Deesemer Bergleute verzeichnet, teilweise sogar mit Namen.
Der erste diesbezügliche Eintrag unter dem Datum 8. Oktober 1669 lautet: „Ein Bergknecht von Deesem, so evangelischer Religion begraben in Wahlscheid“. 8,10 1703 wird im Oktober „ein Jüngling eines Bergmanns aus der Deesemer Hütte begraben“. 8,11 1755 wird namentlich genannt Johann Josef Vogel aus Freiberg/Sachsen (im Erzgebirge), der Steiger in der Deesemer Hütte ist, 1755 wohnt er in Weeg, 1751 im Gaeberfelder Berg.
Weiterhin gibt es mehrere Personen des Namens Schliephack in diesem Kirchenbuch, z.B. Johannes Heinrich, der im April 1738 in Deesem stirbt und als „Schmelzer und Hüttenbergmeister in Deesem“ tituliert wird. Er ist vermutlich aus Hessen zugewandert, denn er war mit einer Frau aus Wetzlar verheiratet. 1735 wird ein Johann Peter Schliephack erwähnt, ebenfalls Bergmann, dem am 6.6. ein Kind geboren wird.11
Nicht aus Deesem kommen weiterhin der „Bergsteiger“ Johann Christopheren Kayser und der Schmelzer Johann Georgius Hessler sowie 1720 Johann Georgius Etther, Obersteiger im Deesemer Bergwerk.8
Im Taufbuch der katholischen Pfarre Lohmar/Birk findet sich folgender Eintrag: „1751, 13. Juny, bapt. Joes Conradus Bennua fil. leg. Joes Bennua – ein BergKnab – et Anna Catharina Dupsarten, patrini Joes Conradus Weber et Gertrud Molitor von Deisem“.
Übersetzt: am 13. Juni 1751 wurde getauft Johannes Conrad Bennua, ehelicher Sohn des Bergknappen Johannes Bennua und der Anna Catharina Dupsarten; Taufpaten: Johannes Conrad Weber und Gertrud Molitor aus Deesem.

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist folgendes: Katholische Deesemer gehörten zum katholischen Kirchspiel Lohmar/Birk, protestantische zur Pfarrei Wahlscheid. Angeblich wurden für den Bergbau vorwiegend Fachleute aus Sachsen, die über das nötige „Know-how“ verfügten, ins Herzogtum Berg gerufen.12 Die in Wahlscheid begrabenen Steiger kamen aus Hessen und aus Freiberg in Sachsen, beides lutherische Länder, und Freiberg im Erzgebirge hat bekanntlich eine lange bergmännische Tradition.
Die Zuwanderung protestantischer Bergleute nach Deesem würde auch erklären, warum bei den Volkszählungen, die die Preussen im 19. Jahrhundert durchführten, der Anteil der Protestanten in Deesem ungewöhnlich hoch ist, im Unterschied z. B. zu den anderen Ortschaften in der Nähe von Deesem.

Wann der Bergbau im 18. Jahrhundert eingestellt wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. In einer „Tabelle über die Verfassung und den Bestand Amts Blankenberg, wie solche im Junius 1791 bestanden“ ist von Bergbau keine Rede mehr: „Die Honnschaft Breidt machen die Dörfer Breid, Geber, Deesem, Krahwinkel und Winkel aus. Die Eigenschaften dieser Dörfer sind kurz: ein wilder buschartiger Boden, durchgängig schlechte Häuser, und der Nahrungszweig Ackerbau, Viehzucht und etwas Wirtschaft.“20 Seemann vermutet ein Ende des Bergbaus in der Mitte des 18. Jahrhunderts um 1740.8,18
Auch in alten Karten, wie der Wiebeking-Karte von 1789/1793, der Tranchot-Karte von 1817, den Urrissen und der ersten Katasterkarte von 1824, sucht man vergebens nach Hinweisen auf Bergwerksaktivitäten. Weder Schmelzhütte noch Pochwerk noch irgendwelche Gruben sind eingezeichnet, lediglich der Gronenthaler Hof mit drei Gebäuden ist zu erkennen und rechts der Naaf ein Gebäudekomplex, der mit „Eisenhammer“ oder „Dörper Hammer“ bezeichnet wird. Auch in einer Auflistung von Fabriken vom 16.12.1812, die der französische Präfekt vom Lohmarer Maire (Bürgermeister) Freiherr von Gumpertz anfordert, werden keine Gruben, Schmelzhütten oder Hammerwerke aufgeführt.21

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts blühte der Erzbergbau noch einmal für wenige Jahrzehnte auf.
Die Industrialisierung und der Rohstoffhunger in der Gründerzeit ließen die Preise für bestimmte Metalle sprunghaft ansteigen.15 Dies und technische Errungenschaften (bessere Verkehrsverbindungen, neue Verfahrenstechniken, dampfbetriebene Pumpen) schienen den Abbau auch weniger ertragreicher Erzgänge wieder rentabel zu machen, so dass es lohnenswert erschien, auch bereits stillgelegte Bergwerke wieder neu zu betreiben. 15,17
Dieser wirtschaftliche Aufschwung läßt sich sowohl anhand der alten Karten als auch der Einwohnerzahl gut nachvollziehen.

Einwohnerzahlen im 19. und 20. Jahrhundert

Einwohnerzahlen im 19. und 20. Jahrhundert

Daten: GS / Stadtarchiv Lohmar

Verfolgt man den Verlauf der Deesemer Einwohnerzahlen um die Mitte des 19. Jahrhunderts, fällt deutlich ein ungewöhnlicher und steiler Anstieg um etwa 20 Prozent auf etwa 190 Personen ins Auge, der etwa zwanzig Jahre anhält.
Diese Zahl wurde übrigens erst vor wenigen Jahren wieder erreicht. (siehe Dorfgeschichte / Bevölkerungsentwicklung).
Auch auf den Karten dieser Zeit ist gut zu erkennen, dass Deesem der größte Ort in der Region war.

Ab 1842 wurde das Deesemer Bergwerk erneut in Betrieb genommen. Die Grube hieß jetzt Juliane: unter Leitung des Steigers Petri wurde ein alter Stollen, der Julianenstollen, wieder fahrbar gemacht.
Im März 1854 wurde Juliane in Walpot umbenannt, 1855 vorübergehend stillgelegt bis April 1858. Ab 1858 plante man, die Grube neu zu befahren und den Abbau zu intensivieren.
Im August 1854 waren 35 Mann auf Walpot beschäftigt. Aus einer Lohnliste vom August 1854 geht hervor, dass dort zu dieser Zeit 35 Mann einschließlich Steiger beschäftigt waren, vermutlich Leute aus den umliegenden Ortschaften, wie aus den Namen hervorgeht: Sterzenbach, Klink, Merten, Weber, Röttgen, Hennekeuser.
Im Juni 1859 fanden hier 62 Mann Arbeit: ein Steiger, 24 Hauer, sieben Förderleute und 30 Mann für die Aufbereitung. Jedoch schon zwei Monate später war die Belegschaft auf 35 Mann geschrumpft. 1860 kam das endgültige Aus für die Grube Walpot. 1864 gab es in der gesamten Gemeinde Lohmar nur noch 22 Bergleute. 8,15,17,18,21

In der Volkszählung von 1861 geben fünf Familienvorstände aus Deesem als Beruf Bergmann an. Dies sind Theodor Wurm, 40 Jahre, Johann Nußbaum, 26 Jahre, Engelbert Sterzenbach, 45 Jahre, Peter Hennekeuser, 25 Jahre, und Henning Kürten, 45 Jahre.
Drei Jahre später, also 1864, sind es noch vier: Theodor Wurm, Johann Nußbaum und Peter Hennekeuser wohnen noch in Deesem. Engelbert Sterzenbach und Henning Kürten tauchen in der Volkszählung nicht mehr auf, ein Johann Birkelbach, 1824 geboren, ist neu hinzugekommen. 2
Wo diese Bergleute gearbeitet haben, geht aus den Volkszählungsakten nicht hervor. Die Grube Walpot war bereits 1860 stillgelegt worden. Vielleicht haben sie ihren Verdienst in der Grube Nöggerath bei Salgert gefunden, die noch bis 1870 betrieben wurde. 13,18

Was nach der Stilllegung weiter mit Walpot geschah, lässt sich nicht herausfinden.
Jedenfalls war der Stollen der Grube Walpot gegen Ende des Zweiten Weltkrieges offen und diente den Deesemern als Schutzbunker, so auch bei der Beschießung des Dorfes im April 1945.
Nach dem Ende des Krieges wurde der Eingang von alliierten Truppen gesprengt.

In den sechziger Jahren diente der Platz auf der Abraumhalde vor dem Grubeneingang den Bewohnern des Breidter Rückens als Treffpunkt an Vatertagswanderungen. 1

In den neunziger Jahren begann eine Arbeitsgruppe Bergbau des HKV Breidt unter Leitung von Dr. Albert Seemann damit, systematisch den Bergbau im Wenigerbachtal zu kartografieren und zu untersuchen. Im Zuge dieser Aktivitäten wurde 1995 auch das Mundloch des Julianenstollens von Walpot wieder freigelegt, und das Gangsystem eingehend untersucht. 1,8
Der Julianenstollen, der noch aus dem Mittelalter stammende Hauptstollen, erschließt zwei Erzgänge und teilt sich nach etwa 80 Metern auf in einen linken Querschlag (Abzweigung) zum Erzgang Walpot und einen rechten Querschlag zum Alexander-Gang. Beide Gänge führten überwiegend Kupfererz, in geringerem Ausmaß Bleiganz und Zinkblende. Von 1850 bis 1860 wurden 681 Zentner Kupfererz und 10 Zentner Zinkblende gefördert. 1,15
Mehrere Jahre hindurch organisierte der HKV Breidt Besichtigungen des Bergwerks und auch „Erzbergbauwanderungen“ durch Ühmich- , Naaf- und Wenigerbachtal. (1988, 1994, 1995). 1

Das zugemauerte Mundloch der Grube Walpot 2012

Das zugemauerte Mundloch der Grube Walpot 2012

Foto: Gerd Schäfer

Der Zugang zum Stollen wurde durch eine Eisengittertür in einer Holzkonstruktion gesichert. Leider vermoderte das dabei eingesetzte Gebälk im Laufe der Jahre, auch wurde der Eingang mehrfach gewaltsam aufgebrochen. Nach einem Einsturz unmittelbar oberhalb des Mundlochs wurde der Zugang zum Stollen 2011 endgültig zugemauert, so dass jetzt nur noch Fledermäuse und kleine Kriechtiere den Stollen besichtigen können.

Neben den beiden benachbarten Gruben Walpot und Wolter-Plettenberg finden sich weitere Gruben von geringerer Bedeutung, dies sind die Gruben Saturn nahe der Weeger Mühle, Schwerin im Stocksiefen unterhalb Wahlen, Vorsichtszeche bei Grimberg und Glückauf und Nachod am Rollberg. 17
In der Bensberger Lagerstättenkarte von 1882 sind nur noch die Gruben im Wenigerbachtal verzeichnet: Saturn, Wolter-Plettenberg, Walpot/Alexander und Metz & Sedan, alle Gruben im Ühmichbachtal sind nicht aufgeführt. 8,17

Saturn liegt am rechten Ufer des Wenigerbachs etwa auf Höhe des Staudamms des ehemaligen Mühlenteichs an der Weeger Mühle. Die Abraumhalde ist ebenso wie das verschüttete Mundloch noch zu erkennen. 15

In einem Seitental des Wenigerbaches, zwischen Deesem und Krahwinkel, liegen die Erzgänge Metz & Sedan. Auch hier wurde im 19. Jahrhundert nach abbauwürdigem Material gesucht. Eine Pinge läßt sich noch ausmachen. 17

Weitere Erzgänge liegen westlich von Deesem im Ühmichbachtal.
Am linken Abhang des Rollbergs lag das Blei- und Kupfererzbergwerk Glückauf, von dem außer der Abraumhalde, auf der vereinzelt Kupfermineralien zu finden sind, heute noch ein alter Stollen vorhanden ist. Er liegt auf halber Höhe des Abhangs, hat eine Länge von ca. 6 m und scheint nur mit Hilfe von Schlägel und Eisen aufgefahren worden, stammt also auch aus dem Mittelalter.
Unterhalb davon, fast auf der Talsohle, wurde in neuerer Zeit ein weiterer Stollen angelegt. 1,15,17

Rund 100 m westlich von Glückauf liegt Nachod. Hier wurde ein acht Meter langer Versuchsstollen vorgetrieben, abbauwürdiges Erz wurde jedoch nicht angetroffen.
Zum Lösen des Gesteins wurde hier gebohrt und gesprengt, Überreste von Bohrlöchern belegen dies. 1,17

Mundloch der ehemaligen Grube Vorsichtszeche

Mundloch der ehemaligen Grube Vorsichtszeche

Foto: Gerd Schäfer

Schließlich noch die Grube Vorsichtszeche. Sie lag unterhalb von Grimberg am linken Ufer des Ühmichbachs. Der Stollen führt etwa 200 Meter in den Berg. Zwischen 1857 und 1866 vorgenommene Untersuchungen trafen keine abbauwürdigen Erzgänge. Auch auf Vorsichtszeche wurde der Stollen durch „Schießen“ vorgetrieben, zahlreiche Bohrlöcher zeugen noch heute davon.


Quellen

  1. Archiv H.J. Gerlach im Archiv des HKV Breidt
  2. Archiv Stadt Lohmar
  3. Arndt, Claudia Maria (Hrsg) Von Wasserkunst und Pingen. Erzbergbau im Rhein-Sieg-Kreis und seiner Umgebung. Rheinlandia Verlag Siegburg 2005. Veröffentlichung des Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis e.V. Bd. 25
  4. Birker Bruderschaftsbuch, Kopie zur Verfügung gestellt von Heinrich Hennekeuser
  5. Esser, Willy: Der Bergische Bergbau im 18. Jahrhundert. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins Bd. 55, 1925, S. 1 – 126 (zit. in 15)
  6. Gechter, Michael: Montanarchäologie im Bergischen Land .Auf http://www.gv-roesrath.de/bergbau.htm, abgerufen am 15.6.2012
  7. Gechter, Michael: Bergbau auf dem Lüderich. In: Von Wasserkunst und Pingen. S. 151 - 163
  8. Gechter, Michael, Albert Seemann: Stollen, Schlägel, Schächte. Montanarchäologie im Wenigerbachtal. Stadt Lohmar / Heimat- und Kulturverein Breidt 1995
  9. Habel, Bernd Erzbergbau im Rhein-Sieg-Kreis. Eine Einführung. In: Von Wasserkunst und Pingen. S. 8 - 11
  10. Hennekeuser, Heinrich: Birk – Zur Geschichte unserer Heimat. In:Männerchor „Liederkranz“ Birk 1908 e.V. (Hrsg.): Birker Geschichten. Köln 2008, S. 59 - 104
  11. Klein, Elisabeth: Familienbuch Wahlscheid 1645 - 1840. Verkehrs- und Verschönerungsverein Wahlscheid (Hg.)
  12. Limbach, Friedhelm J. (1969): Geschichte von Lohmar. Gemeinde Lohmar (Hg.). Siegburg: Degen'sche Druckerei, Verlagshaus
  13. Röhrig, Harald: Aus "Arschleder" wurde später "Mozart". In: Rhein-Sieg-Anzeiger, Jg. 1992, Ausgabe Sonderdruck "Der kurze Goldrausch"
  14. Schlichtbuch der Honschaft Breidt 1776 – 1810 im Archiv der Stadt Lohmar, übertragen von Heinrich Hennekeuser
  15. Seemann, Albert: Betrachtungen zum Metallerzbergbau im Bereich Lohmar/Wahlscheid und Siegburg (Siegkreis). Veröffentlichung des Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis e.V. Bd. 17, Lohmar 1985
  16. Seemann, Albert: Der Erzbergbau bei Deesem. In: Dorfgemeinschaft Deesem (Hrsg.): 500 Jahre Deesem, Lohmar 1987
  17. Seemann, Albert: Metallerz-Bergbau im unteren Aggertal. Lohmar 1990. Selbstverlag
  18. Seemann, Albert: Erzgruben in Lohmar und Neunkirchen-Seelscheid. In: Von Wasserkunst und Pingen. S.138 -150
  19. Siebert-Gasper, Dieter: Ego agna Christi … Ego sponsa Christi - Neunkirchen, Essen und die Margaretentradition in ottonischer Zeit. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 2005, 208 (2005), S. 7–55
  20. „Tabelle über die Verfassung und den Bestand Amts Blankenberg, wie solche im Junius 1791 bestanden“, zitiert in Hans Goldschmidt: Amtliche Statistik am Niederrhein im 18. Jahrhundert. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 108. Band, II. Folge, 53. Band, Jena 1917, Verlag von Gustav Fischer, S. 327–371., Seite 356/357
  21. Hennekeuser, Heinrich, Bernhard Walterscheid-Müller: Zusammengefaßte Geschichte der Stadt Lohmar mit Zeittafel. Lohmarer Heimatblätter Sonderausgabe 1991, S. 21 - 48


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