Verein für Heimat und Brauchtum Deesem e.V.
Polaroidfoto Maibaum von Deesem
Reisszwecken

Maifeier


Am 30. April jeden Jahres treffen sich die jungen Deesemer Männer, um den traditionellen Dorfmaibaum zu setzen, den sie einige Tage zuvor bei einem gemeinsamen sonntäglichen Spaziergang ausgesucht haben. Auch einige Frauen sind inzwischen erschienen und beginnen, Tannenzweige an einen großen, runden Metallreif zu binden, so dass ein schöner, ansehnlicher (Maibaum-) Kranz entsteht. Währenddessen sind die Dorfmänner bereits mit einem Traktor und Anhänger unterwegs, um die auserwählte Birke zu "erobern".

Am Zielort angekommen, fällen sie eine schön gewachsene Birke. Dann wird erst einmal pausiert, um bei einem Fläschchen Hopfenbräu zu beratschlagen, wie man den Baum am besten zum Dorfplatz transportiert.
Nach der Pause heben die Männer die Krone des Baumes vorsichtig, damit sie nicht beschädigt wird, auf den Anhänger und fahren dann im Schritttempo mit der wertvollen Fracht zurück zum Dorfplatz. Dort haben sich mittlerweile viele Deesemer, jung und alt, versammelt, um das Setzen des Maibaums zu verfolgen. Nachdem die Kinder die Krone noch mit bunten Bändern geschmückt haben, wird das untere Ende des Stammes vor das vorgefertigte Erdloch positioniert.

Maibaum schmücken

Maibaum schmücken

Foto: Jürgen Kinzel

Nun wird mit Hilfe zweier vorgefertigter "Scheren" der Baum an der Krone angehoben, bis das Fußende ins Loch rutscht.

Dann kommt "moderne Technik" ins Spiel: ein Traktor mit Frontlader hebt die Birke mehr und mehr an, zugleich rücken die Männer mit den „Scheren“ nach. Dabei wird der Stamm links und rechts mit Seilen gesichert, damit der Baum nicht seitlich abrutscht. Diese Prozedur wiederholt sich, bis der Maibaum senkrecht steht. Zum Abschluss wird der Stamm noch mit Keilen im Boden fixiert und stabilisiert. Alle freuen sich über so einen schönen Dorf-Maibaum.

1993: Maibaum aufstellen

Video: Jürgen Kinzel

Zur Belohnung für die Arbeiter (und Zuschauer) wird im Dorfhaus ein Pittermännchen angeschlagen, für die Kinder gibt’s Limo und Wasser. Jetzt ist es auch an der Zeit, den Schwenkgrill "anzuschmeißen" und die Würstchen zu grillen.

Allmählich wird es dunkel, das Lagerfeuer wird entzündet, es wird gegessen, getrunken, erzählt und gelacht, und irgendwie verbindet ein solches Fest die ganze Dorfgemeinschaft. Traditionelles Maifeuer Es ist schon weit nach Mitternacht, fast alle Dorfbewohner sind schon in ihren Betten. Nur der „harte Kern“ der Dorfjugend - der mittlerweile auch schon zu Senioren herangereift ist – kauert noch um das Lagerfeuer und bewacht den Maibaum. Man muss stets aufmerksam sein, denn es könnte ja sein, dass „Gruppen“ aus den Nachbardörfern es darauf abgesehen haben, den eben aufgerichteten Maibaum abzusägen. Und das muss unbedingt verhindert werden, will man sich nicht zum Gespött der anderen Dörfer machen.

Endlich - es ist 6 Uhr in der Frühe, es wird hell und die Vögel singen - geht die Nachtwache zu Ende.

Vor einigen Jahren noch gingen die „Nachtwächter“ nach der langen und kalten Nacht zu einem Frühstück in ein angrenzendes Haus. Da gab es ein paar Tassen Kaffee, ein Butterbrot und ein Spiegelei, dann ging es wieder hinaus zum Dorfplatz zum Aufräumen. Nach ein paar Stündchen im Bett traf man sich erneut zum Frühschoppen...

(JK)

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