Verein für Heimat und Brauchtum Deesem e.V.
Polaroidfoto Julianenstollen
Reisszwecken

Alte Bergwerke


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Fast jeder Bewohner des Breidter Rückens weiß von der Existenz alter Bergwerke und Gruben; am bekanntesten sind die Gruben Walpot bei Deesem, Nöggerath bei Salgert und bei Wahlscheid die Grube Pilot.
Welch große Bedeutung der Bergbau in früheren Zeiten hatte und wie verbreitet er in unserer Gegend war, ist allerdings nicht jedem geläufig. Dass zum Beispiel das Bergische Land eine der ertragreichsten Bergbauregionen des Deutschen Reiches war, wie Albert Seemann im Buch „Von Wasserkunst und Pingen“ schreibt, wissen nur wenige.18 Für das Gebiet des Rhein-Sieg-Kreises wird die Gesamtzahl der ehemaligen Bergwerke auf 500 bis 600 geschätzt, und allein auf dem Gebiet der Stadt Lohmar gab es etwa zwei Dutzend.9,13

Der alte Eingang der Grube Walpot

Der alte Eingang der Grube Walpot

Foto: Frank Bornmann

Wer heutzutage die Ruhe des idyllischen und abgelegenen Wenigerbachtals genießt – in alten Zeiten hieß es Gronenthal, also grünes Tal -, tut sich schwer mit der Vorstellung, dass dieses Tal vor über zweihundert Jahren vom Gehämmer eines Pochwerks und dem Rauch und Gestank einer Schmelzhütte angefüllt war.
Es ist auch zu vermuten, dass das Landschaftsbild völlig anders war, als wir es heute erleben. Im allgemeinen war das Gelände im Umfeld von Schmelzhütten mit ihrem hohen Verbrauch an Holzkohle kahl und völlig entwaldet.
Trotzdem die Zeiten des Erzabbaus längst der Vergangenheit angehören, stößt der Wanderer in den Tälern von Ühmich-, Naaf- und Wenigerbach immer noch an vielen Stellen auf Spuren des Bergbaus.
Viele trichterförmige Vertiefungen an den Hängen, so genannte „Pingen“, die von Unkundigen mitunter für Bombenkrater aus dem Zweiten Weltkrieg gehalten werden, sind in Wirklichkeit Relikte des Tagebaus oder eingestürzte ehemalige Schächte. Auch Abraumhalden sind unschwer auszumachen, und wer die Augen offen hält, findet sogar einige Mundlöcher von Stollen.

Einige Bergwerke, die im 19. Jahrhundert in Betrieb waren, sind noch namentlich bekannt: dies sind im Ühmichbachtal die Gruben Glückauf und Nachod am Rollberg sowie Vorsichtszeche unterhalb von Grimberg, im Wenigerbachtal auf der Seelscheider Seite des Baches die Gruben Saturn in der Nähe der Weeger Mühle, Wolter-Plettenberg gegenüber Walpot und Schwerin im Stocksiefen unterhalb von Wahlen sowie auf der Lohmarer Seite des Tals Walpot und Metz & Sedan.

Mundloch der ehemaligen Grube Vorsichtszeche

Mundloch der ehemaligen Grube Vorsichtszeche

Foto: Gerd Schäfer

Es lagen auf dem Stück zwischen Wahlen und der Einmündung des Wenigerbachs in die Naaf, also auf einer Strecke von nur etwa anderthalb Kilometern, allein fünf Gruben. Daneben finden sich Reste von drei Stauteichen, einer Schmelzhütte und einem Pochwerk mit mehreren dazugehörenden zuführenden Wassergräben sowie etliche Pingen. 18

Gefördert wurden Blei-, Zink- und Kupfererze. In den Gruben des Wenigerbachtals wurde in erster Linie Kupfererz abgebaut, wobei die Grube Walpot vermutlich die älteste und auch am besten dokumentierte ist.8 Walpot ist unterhalb von Deesem zwischen dem Koffer- und dem Huthsiefen gelegen. Hier wurde Erz aus zwei Gängen, nämlich dem Gang Walpot und dem Gang Alexander, abgebaut, und es war die bedeutendste Kupfererzgrube im Gebiet des heutigen Rhein-Sieg-Kreises.1 Auf der gegenüberliegenden Seite des Wenigerbaches befand sich die Grube Wolter-Plettenberg.

Das Erz wurde ursprünglich mit Eisen und Schlägel per Hand aus dem Gestein geschlagen – etwa 20 Zentimeter pro Tag -,1,8 ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurde mit Schwarzpulver gesprengt, so dass man die Entstehung eines Stollens anhand von Meißelspuren bzw. Bohrlöchern an den Wänden zeitlich grob einordnen kann.8
Das gewonnene Erz wurde im Pochwerk sortiert und zerkleinert und anschließend in der Schmelzhütte weiter aufbereitet und angereichert. Es lassen sich heute noch nahe der Stelle, wo das Erz verhüttet wurde, ohne langes Suchen Schlackenreste im Wenigerbach finden.
Schlacke, gefunden in der Nähe der ehemaligen Schmelzhütte

Schlacke, gefunden in der Nähe der ehemaligen Schmelzhütte

Foto: Gerd Schäfer

Wann mit dem Erzabbau in der Umgebung von Deesem begonnen wurde, läßt sich nicht datieren. Bis vor einigen Jahren war lediglich bekannt, dass im 19. Jahrhundert und wohl auch schon früher nach Erzen gegraben worden war. Alte Flurnamen im Wenigerbachtal - Pochwerk, Koffersiefen (Koffer = Kupfer), Schmelzhütte (diese Bezeichnung findet sich auch bereits im Breidter Schlichtbuch von 1776) - und Einträge in Kirchenbüchern deuteten auf eine jahrhundertealte Geschichte hin.
In den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde das Stollenmundloch von Walpot freigelegt, und das Gangsystem des Bergwerks eingehend untersucht. Daher weiß man, dass bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg Kupfererz in der Grube Walpot abgebaut wurde.6
Es bestanden zur Mitte des 16. Jahrhunderts drei zunächst voneinander unabhängige Bergwerke, die durch einen Tiefstollen zu einem einzigen Bergwerk verbunden wurden. Zu dieser Zeit bestand auch schon eine Kupferhütte.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) ruhte der Grubenbetrieb vermutlich.
Danach, irgendwann vor 1669, wurde der Bergbau samt Verhüttung wieder neu aufgenommen, um 1700 war auch ein Pochwerk vorhanden, in dem das zutage geförderte Erz zerkleinert wurde.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam der Bergbau für eine längere Zeit zum Erliegen.
Zwischen 1842 und 1860 wurde noch einmal intensiv Bergbau betrieben, dann allerdings wurde er endgültig aufgegeben.

(GS)

Quellenverzeichnis:

siehe Bergwerke II.

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